Theaterfahrt der Q11 - Romeo wird niemals froh und Julia stirbt sowieso
Alle Blicke richteten sich am 30.06.2022 um 20 Uhr auf die 90 SchülerInnen der Q11, die zusammen mit Frau Ammon, Herrn Koch, Frau Martin und Frau Schneider durch die Innenstadt Bambergs wanderten. Unser Ziel war die die Alte Hofhaltung neben dem Bamberger Dom, in der die Calderon Festspiele stattfanden. Die Stimmung in den Reihen war locker, auch wenn wir noch nicht ganz wussten, was auf uns zukam.
Durch den Besuch der Theaterpädagogin Sophie Rintelmann des ETA Hoffmann Theaters hatten wir schon vor dem Theaterabend einen Eindruck von der Bühne und den Kostümen, sowie der Praxis der Darsteller bekommen. Dabei übernahmen wir selbst die Rollen von Romeo, Julia und Co. und improvisierten einige der bekannten Szenen des Dramas, das 1597 erstmals veröffentlicht wurde.
Trotz Frau Rintelmanns Erklärungen zur Bühne und den Kostümen sorgte der erste wirkliche Anblick des Theaters dann doch für Überraschung und gemischte Gefühle. Denn die Skizzen der Bühne, die die Theaterexpertin uns im Vorfeld gezeigt hatte, konnten die imposante Bühne, mit ihrer an M. C. Escher erinnernden Treppenstruktur nicht ausreichend beschreiben.
Beim ersten Auftritt der Schauspieler hörte man allgemeines Geflüster: "Hat Romeo lange Haare?!" "Ist das jetzt die Amme? Oder Rosalinde?" "Wie hieß der nochmal? Tybolt?" Nach etwa fünf Minuten hatte sich die Verwirrung gelegt und Platz gemacht für Faszination und Begeisterung.
Die Version, die wir zu Augen bekamen, war bezüglich der Handlung zwar stark an die von Shakespeares Drama angelehnt, unterschied sich aber in vielen wesentlichen Aspekten der Darstellung deutlich von diesem.
Als Beispiel dazu zählt die Eröffnung der Show, die mit Frank Sinatras Version von "Can't Take My Eyes Off Of You", inklusive eigener Choreographie, vollzogen wurde. Auch der restliche Soundtrack überzeugte durch moderne und perfekt mit der Handlung harmonierende Musikstücke.
Des weiteren sorgte das Mafia-artige Auftreten der beiden Familien, inklusive roter kugelsicherer Westen und Sonnenbrillen, sowie der Gebrauch moderner Ausrufe und Schimpfworte, für eine realitätsnahe Erfahrung, die dennoch dem Originaltext in nichts nachstand. Auch die doppeldeutigen Anspielungen des Montague-Trios in der ersten Hälfte sorgten für rege Begeisterung, und zertrümmerten die letzten Vorurteile, die dem Theatergenuss noch im Weg standen.
Untermalt von schallendem Applaus und dem Beatles-Hit "All you need is love" verbeugten sich die Schauspieler ein letztes Mal und entließen das bis dahin vom Bühnengeschehen gebannte Publikum auf den nächtlichen Domplatz.
Spätestens als aus der Gruppe "Können wir nochmal?"-Rufe laut wurden, war klar, dass der Theaterbesuch sich selbst für die skeptischen Q11er auf ganzer Linie gelohnt hatte. So gingen wir, in Gedanken und Gesprächen noch ganz bei den Schauspielern und ihrer Kunst, wieder zu unseren Bussen.
Wer sich also auf eine klassische Inszenierung des Dramaklassikers eingestellt hatte, wurde an diesem Abend höchstwahrscheinlich überrascht. Für uns Q11-ler war der Abend jedoch eine lang ersehnte Abwechslung nach 2 Jahren Schulunterricht, die fast durchgängig durch abgesagte Veranstaltungen bestimmt wurden, und außerdem eine Erfahrung, die man gerne wiederholen kann.
Margarethe Wilhelm, Jule Galster, Hanna Batz (Q11)